10 Gründe für den Musikunterricht
Ein Gastbeitrag von Kristin Thielemann
1. Glück
„Man müsste Klavier spielen können!“ Wozu? Um als kleiner Herzensbrecher später die Frauenwelt zu beeindrucken!? Nein, was an guten Klavierspielern und -spielerinnen so fasziniert, ist, wie tief sie in die Musik eintauchen können, wie konzentriert sie sind, wenn sie in ihre eigene Welt abtauchen und wie glücklich uns ihr Spiel macht. Wie glücklich muss der Klavierspieler erst sein?! Sehr!
2. Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten
Resilienz, also die Fähigkeit wie ein Mensch seine Krisen meistern kann und sein Selbstwertgefühl bewahrt, lässt sich beim Musizieren quasi nebenbei erlernen. Wer zehn Mal an der gleichen Stelle stolpert und sich selbst den Lösungsweg sucht, wer aus einer anfangs holprig gespielten Reihe von Tönen irgendwann ein berührendes Musikstück machen kann, weiß, dass er Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten haben kann! Diese Erfahrung kann ein Kind auch auf andere Lebens- und Lernbereiche übertragen.
3. Positive Nebeneffekte
Musizieren hat viele positive Nebeneffekte, beispielsweise auf die Sprachkompetenz, die Konzentrationsfähigkeit, das Sozialverhalten, auf Emotionen und Empathie, das mathematische Verständnis, sowie die Kreativität und Problemlösekompetenz. Wer sich hierzu im Detail schlau machen möchte, dem sei der Ratgeber „Jedes Kind ist musikalisch“ empfohlen. Dieser sollte ohnehin in keinem Familienhaushalt fehlen!
4. Ich kann etwas ganz Besonderes
Mit dem Instrumentalspiel erlernen Kinder ein Handwerk, welches zugleich eine Kunst ist. So eine hochkomplexe Sache kann nur zufriedenstellend beherrscht werden, wenn bereits im Kindesalter damit begonnen wurde! Die Erfahrung „Ich kann etwas ganz Besonderes!“ wirkt sich enorm positiv auf die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes aus! Und nicht zuletzt ist es eine wichtige Erfahrung für das spätere Berufsleben, wenn Kinder erfahren, dass sie eine Leistung (z.B. das Spiel eines Musikstückes) auf den Punkt bringen können und damit vor Publikum (und seien es erstmal nur die Eltern und der Musiklehrer) bestehen.
5. Krisen meistern
Krise in der Schule? Ärger mit den Eltern? Beim Spielen eines Instruments lässt sich in die eigene Gefühlswelt abtauen. Dort können Kinder Dinge verarbeiten und wieder zu sich finden, mit Musik ihre Wut ausleben, mit Trauer umgehen, wieder fröhlich werden.
6. Hören
Kinder, die regelmäßig mit Musik in Kontakt kommen, können differenzierter hören. Untersuchungen haben gezeigt, dass Erwachsene, die in ihrer Kindheit über einen längeren Zeitraum ein Musikinstrument gespielt haben, eine bessere Hörfähigkeit zeigten und in der Lage waren, Nebengeräusche auszublenden, um sich auf Wichtiges zu konzentrieren.
7. Freundschaft
Einen Freundeskreis außerhalb der Schulklasse zu haben, ist dann wichtig, wenn Kinder gemobbt werden oder sich aus anderen Gründen in ihrer Klassengemeinschaft nicht wohl fühlen. Beim Musizieren in einer Gruppe können sie sich einen weiteren Freundeskreis aufbauen, mit dem sie eine wichtige Gemeinsamkeit teilen: Die Fähigkeit ein Musikinstrument zu spielen. In Ensembles oder Orchestern geschlossene Freundschaften sind häufig besonders intensiv, weil diese Kinder mit dem Erlernen der Musikstücke gemeinsam eine große Entwicklung durchgemacht haben und vielleicht auch schon so manches Konzert gut über die Bühne gebracht haben. Das schafft die Basis für intensive und glückliche Freundschaften.
8. Für jeden etwas dabei
In der Musik gibt es so viel zu entdecken, dass jeder auf seine Kosten kommt. Ob nun das Interesse an einen bestimmten Musikstil ist oder die Lust auf Musikgeschichte. Die Welt der Musik ist für Kinder heute so bunt und vielfältig aufbereitet, dass es leicht fällt, ihnen vielfältige und spannende Impulse zu geben.
9. Herausforderungen
Musizieren macht Spaß! Die Lust auf Klänge und Töne, auf das Können und Beherrschen eines Instruments spornt zu Höchstleistungen an. Kinder wachsen beim Musizieren oft über sich hinaus. Und das Heranwagen an den neuen Ton, die schwere Stelle oder das neue Stück bringt ein enormes Glücksgefühl mit sich, wenn die Herausforderung nach einem Üben gelingt!
10. Phantasie und Kreativität
Beim Musizieren ist die Persönlichkeit des Kindes gefragt. Hier kann es seine Phantasie und Kreativität umsetzen und die Klänge ausleben, die es in sich spürt. Nur was gefragt ist, kann sich auch weiterentwickeln! In der heutigen Gesellschaft, wo Kreativität und Phantasie unsere wichtigsten Rohstoffe sind, ist Musizieren also ein enormer Schatz!
Musizieren tut der Seele gut! Oder – um Platon zu bemühen: „Musik ist ein moralisches Gesetz. Sie schenkt unseren Herzen eine Seele, verleiht den Gedanken Flügel und lässt die Phantasie erblühen!“.
Kristin Thielemann ist Diplom-Orchestermusikerin und Diplom-Musikpädagogin. Sie war Trompeterin im Orchester der Deutschen Oper Berlin und bei den Lübecker Philharmonikern. Sie lebt heute mit ihrer Familie in der Schweiz, wo sie als Fortbildungsdozentin, als Musiklehrerin für Trompete sowie im Elementarbereich tätig ist. Ihre Bücher („Jedes Kind ist musikalisch“) und Noten sind bei Schott Music verlegt.